BRCA: Patentstreit um die Brustkrebsgene
Nun, eigentlich gibt es zwei BRCA (gesprochen: „Brakka“) Gene: BRCA1 und BRCA2. Wenige Gene haben in den vergangenen Jahren für so viele Schlagzeilen gesorgt wie sie. Über die BRCA Gene wird so heftig diskutiert, da ein amerikanisches Biotech-Unternehmen jahrelang ein enorm lukratives Patent auf diese beide Gene hielt. Was das bedeutet möchte ich gleich noch erläutern; zuerst aber: warum sind BRCA1 und 2 so wichtig?
BRCA steht als Abkürzung für breast cancer und genau das ist der so wichtige Zusammenhang, in dem diese Gene stehen. Denn wie so oft, ist auch im Bezug auf die Entdeckung der BRCA Gene der Ausgangspunkt eine schwere Erkrankung gewesen. Es gibt Möglichkeiten, zu vergleichen, welche DNA-Abschnitte innerhalb des Genoms Patienten gemeinsam haben und welche nicht. Als man Ende der 1980er Jahre anfing auf diese Art große Gruppen von Patienten (in diesem Fall Brustkrebserkrankte) mit Kontrollgruppen zu vergleichen, fand man einen kleinen Abschnitt auf Chromosom 17, auf dem Sequenzvarianten erhöht gemeinsam mit der Krebserkrankung auftraten. Auf diesem Abschnitt identifizierte man dann Mitte der 1990er Jahre das Gen BRCA1.
Das Protein, welches von BRCA1 codiert wird, spielt eine essentielle Rolle bei der DNA-Reparatur. Durch Strahlung, mechanische Reizung oder einfach statistisch (sehr selten) auftretenden Fehlern beim Umgang der Zelle mit der DNA können so genannte Doppelstrangbrüche auftreten, d.h. beide DNA Stränge reißen, sodass eine Lücke in der Doppelhelix auftritt. Dies ist ein sehr ernst zu nehmender Katastrophenfall für die Zelle und sie reagiert darauf mit der Aktivierung eines Rettungsprogramms. BRCA1 und BRCA2 sind in einem Netzwerk beteiligt, dass nach einem solchen Bruch die offenen DNA-Enden auffängt, auf der anderen Kopie des DNA-Abschnitts (wir haben ja immer zwei: eines von der Mutter, eines von vater) nachsieht, wie dieser Bereich aussehen soll, und dann die Enden nach eben diesem Vorbild wieder zusammenfügt. Wenn diese Gene Defekt sind, kommt es vermehrt zu Fehlern bei der DNA-Reparatur und dadurch zu Mutationen. Je mehr Mutationen man anhäuft, desto höher steigt das Risiko, Krebs zu entwickeln.
Während eine 25-jährige Frau mit intakten Kopien der BRCA Gene eine 84% Wahrscheinlichkeit hat, 70 Jahre oder älter zu werden, reduziert sich diese Wahrscheinlichkeit bei Trägerinnen der defekten Gene auf 53% (im Fall von BRCA1) bzw. 71% (im Fall von BRCA2). Dies gilt natürlich nur, wenn keinerlei Krebspräventionsmaßnahmen ergriffen werden. Für Angelina Jolie, die zwei defekte BRCA1 Kopien trägt, war dies Grund genug sich beide Brüste amputieren zu lassen. Jede andere Frau muss ebenso für sich selbst entscheiden: zunächst ob ein genetischer Test auf die BRCA Gene für sie ratsam ist und gegeben etwaiger positiver Testresultate, was für Schritte daraufhin zu ergreifen sind.
Nun, die tatsächlichen Kosten für einen solchen Test auf gerade mal zwei Gene, sind eigentlich überschaubar. Allerdings ist es bei den BRCA Genen eben so, dass ein US-Biotechnologieunternehmen names Myriad Genetics ein Patent auf diese Gene hatte und damit auch das alleinige Anrecht haben, diese Tests anzubieten. Dies führte zu Kosten, je nach Genauigkeit der Untersuchung, von 500 bis über 5000 Dollar pro Person. Das wollten sich logischerweise viele Patienten, Ärzte aber auch Konkurrenzunternehmen nicht bieten lassen und so entflammte dieser jahrelange Streit um das zweifelhafte Patent. 2013 unternahm der amerikanische Supreme Court dann endlich den überfälligen Schritt und erklärte die Patentierbarkeit von menschlichen Genen, als Produkte der Natur, generell für unzulässig.